Buchencarbonfasern und Zellstoffproduktion im Sägewerk

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Die Herausforderungen und Chancen künftiger Ressourcenverfügbarkeiten für die Holzindustrie thematisierte der Deutsche Holzkongress am 23. September 2021 im Block „Rohstoffe für neue Produkte und Verwendungsmöglichkeiten“. Die digitale Veranstaltung brachte dabei in Faktenchecks und Live-Diskussion innovative Verfahren, wie die Gewinnung von Carbonfasern aus Laubholz, ebenso zur Sprache wie etwa die Rohstoffpotenziale des Altholzsektors.

Im Rahmen Ihrer Begrüßung ging Julia Möbus, Geschäftsführerin des veranstaltenden Deutschen Säge- und Holzindustrie Bundesverbands (DeSH) auf den Waldumbau und die sich ändernden Stoffströme der Nebenprodukte in der Forst- und Holzindustrie ein. Konkrete Beispiele aus der Forschung, die sich mit der möglichst hochwertigen Verwendung befasst, stellte Ludwig Lehner, Vorstandsvorsitzender des Technikum Laubholz, im Rahmen des ersten Faktenchecks vor. Die junge Forschungsinstitution befasst sich in Baden-Württemberg mit acht Forschungsfeldern, darunter Verpackungsmaterialien, Holzaufschlussverfahren und faserbasierten Biopolymeren. So erläuterte er etwa die Pläne zur Herstellung von Carbonfasern aus Buche sowie die Entwicklungsambitionen für neue Produkte aus diesem Material. Er ging auf die Möglichkeiten von Hochleistungsfasern im Ersatz von Baustahl in Spannbeton ein und wagte eine Prognose, dass künftig zumindest in Europa weniger sehr große Fabriken gefragt sein werden als dezentrale Anlagen, etwa für die Zellstoffherstellung aus Sägerestholz direkt im Werk.

Zu Altholz als mögliche Ressource der Zukunft äußerte sich im zweiten Faktencheck Simon Obert, Geschäftsführer des Bundesverbands der Altholzaufbereiter und -verwerter (BAV). Die jährlich aufkommenden 8 Mio. t Altholz werden bisher überwiegend energetisch verwendet, ließen sich aber vermutlich je nach politischer Rahmenlage in Deutschland und Europa noch vermehren und auch abhängig von der Qualität und der korrekten Sortierung verstärkt stofflich verwenden, etwa in Holzwerkstoffen oder zur Herstellung von Aktivkohle oder zur chemischen Nutzung. An Nachfrage aus der Spanplattenindustrie mangele es nicht und die sich im Novellierungsprozess befindliche Altholzverordnung dürfte eine stoffliche Verwertungsquote von 40% ab 2023 und 60% ab 2025 mit sich bringen. Die energetische Verwendung steht derzeit vor einem Umbruch, der mit dem Auslaufen der Förderungen zusammenhängt. Der BAV hat daher erfolgreich eine Brückenförderung als Übergangslösung bis zur Zeit nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz angeregt, damit bis dahin nicht teilweise ungeförderte mit geförderten Anlagen in Konkurrenz treten müssen, was diese stabilen Energieversorgungskapazitäten gefährden würde. Eine entsprechende Anschlussförderung wurde in das EEG 2021 aufgenommen und läuft bis 2026 – vorbehaltlich der finalen beihilferechtlichen Genehmigung aus Brüssel, die noch aussteht und eine Anwendung bisher verhindert.

Im dritten Faktencheck ging Dr. Rainer Schrägle, Vorstand BBE Bundesgütegemeinschaft Holzasche auf die Rohstoffpotenziale und Verwendungswege von Holz ein. Er attestierte dabei keine drohende Knappheit von Energieholz, erläuterte allerdings die Regelungsbandbreite, die für den Rohstoff herangezogen werden muss und sprach sich für die Einführung eines Qualitätssicherungssystems aus.

In der anschließenden Diskussion stellte Lehner die unerschöpfliche Bandbreite an weiteren Forschungsfeldern dar und ließ auch in Hinblick auf die Ressourceneffizienz Optimismus durchblicken. Möbus versicherte im Gegenzug, dass die Sägeindustrie sich künftig vermehrt mit einer verbesserten Wertschöpfung aus den Sägenebenprodukten befassen möchte, und fasste zusammen, dass künftig sowohl Altholz als auch weniger regulierte andere Ressourcen für weitere Nutzung zur Verfügung stehen dürften. Schrägle wies noch auf Potenziale im Ausland, etwa in Form von Buschholz aus Namibia, hin – auch in Hinblick auf eine politisch weise Wahl künftiger Importpartner. Handlungsbedarf für einen verstärkten Einsatz von Laubholz, Altholz und Sägenebenprodukten sahen die Teilnehmer insbesondere in Bezug auf politische Rahmenbedingungen sowie bei einer eher ganzheitlichen Betrachtung des Rohstoffs Holz.

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